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Synergien zwischen Voice of the Customer und User Stories – ein Methodenvorschlag

Beitrag von Claus Hüsselmann und Paul Golfels, THM.

 

User Storys sind eine Methode aus der agilen Softwareentwicklung. Eine User Story stellt eine spezifische Funktionalität des Produkts vor, die in einer Iteration umsetzbar ist. Sie bildet hierbei die Art der Kommunikation zwischen Product Owner und dem Programmierer ab. User Storys können zu Beginn vage formuliert und im Laufe des Prozesses zunehmend detailliert werden – sie sind insgesamt als leichtgewichtig formulierte Anforderungen zu charakterisieren, deren Umsetzung eine weiterführende Spezifikation mit geeigneten (Software-) Engineering-Methoden, z.B. dem Klassendiagramm, erfordert.

Voice of the Customer (VoC) ist eine Methode aus dem Bereich des Lean Management/Six Sigma und wird als solche sowohl im Qualitätsmanagement (Verbesserungsprozesse) als auch im Entwicklungsprozess (Neuentwicklung) genutzt. VoC sammelt die Erwartungen der Zielgruppe (Kunden) an den Prozess bzw. an das Produkt. Aus der Erwartungshaltung der Kunden werden anschließend Einflussfaktoren abgeleitet, die in Zahlen objektiviert und in messbare sowie auswertbare Größen zusammengefasst werden. So lassen sich Aussagen zum Erfüllungsgrad sowie der Fehlerzahl (Anzahl der Prozesse, die die Anforderungen der Kunden nicht erfüllen, …) treffen. Am Ende von VoC steht eine gewichtete Liste der Kundenanforderungen, die mit messbaren Größen hinterlegt ist.

 

Auch wenn die beiden Methoden „User Story“ und „Voice of the Customer“ aus verschiedenen Quellen stammen, so versuchen doch beide aus einer anwenderorientierten Sicht die Anforderungen an das Endprodukt zu beschreiben. Naturgemäß ist VoC mit einem höheren Aufwand verbunden, da ein Herunterbrechen auf konkrete Kenngrößen und Zielwerte durchgeführt wird.

Neben der unterschiedlichen Herkunft der beiden Methoden unterscheidet sich auch die Zielsetzung von User Stories und VoC. Während eine User Story zumeist dem Softwareentwickler eine strukturierte Beschreibung der Wünsche des Nutzers bietet und somit für sich allein einen Schritt im Arbeitsablauf darstellt, bildet VoC ein Abbild der gesamten Kundenanforderungen, führt zur Definition von Akzeptanzkriterien und wird hierfür in messbare Größen überführt.

Die Kombination der Methoden verspricht daher aus unserer Sicht einen Mehrwert, in dem die Vorteile beider Methoden zusammengeführt werden. Wie das geschehen kann, wird im Folgenden vorgestellt.

User Storys erfordern eine feste Satzschablone im Format

 

Als ROLLE möchte ich WUNSCH, um Nutzen.

 

Ein solches, fixes Schema für die einzelnen Aspekte kann auch auf VoC übertragen werden. Hierbei kann die Schablone dabei helfen, die Anforderungen zu sortieren und Dopplungen zu erkennen beziehungsweise zu vermeiden. Darüber hinaus vereinfacht dies sowohl die Kommunikation über die einzelnen Aspekte als auch die Zuordnung dieser zu einer übergeordneten Domäne. Auch profitieren User Stories von einer Integration der VoC. So basieren zum einen, wie bereits zu Beginn des Beitrags erwähnt, die User Stories auf dem Input (potentieller) Kunden und nicht nur auf dem, was das Entwicklerteam als Kundenanforderung erwartet. Zum anderen werden den VoC messbare Kennzahlen zugeordnet, sodass die Erfüllung der User Story quantifizierbar ist. So kann der Entwickler bereits mit den Akzeptanzkriterien im Blick arbeiten und den Fortschritt seiner Arbeit anhand dieser bewerten.

Eine Kombination beider Methoden miteinander beinhaltet somit als Ausganglage die Sammlung der Meinungen und Wünsche der potentiellen Kunden beziehungsweise der Auftraggeber. Diese werden anschließend in die Satzschablone der User Story eingepasst und als solche möglichst einer Domäne zugeordnet. Aus dieser Zuordnung werden messbare Kennzahlen abgeleitet, anhand derer der Fortschritt der Domäne und der einzelnen Aspekte abgelesen werden kann. Für diese Kennzahlen wird ein Zielwert festgelegt. Dieser definiert den Punkt, an dem der entsprechende Aspekt den aus VoC abgeleiteten Wünschen entspricht und somit bildet dieser messbare Zielwert das Akzeptanzkriterium für die User Story.

An einem stark vereinfachten Beispiel zeigt sich, dass ein Satz der VoC zu mehreren User Storys führen kann und diese unterschiedlichen Domänen zugeordnet werden müssen. Hierbei ist eine Priorisierung wichtig, um den Einfluss der Domäne auf den Wunsch des Kunden einzuordnen. In unserem Beispiel hat die Leistung des Servers einen deutlich höheren Einfluss auf die Wartezeiten. Somit ist die Server-Performance über eine angepasste Skriptsprache zu priorisieren. 

Die Kombination beider Methoden bietet somit Potential, das Ergebnis zu verbessern. Allerdings muss hierfür auch der Wille und die Möglichkeit gegeben sein, die Stimme des Kunden sorgfältig und systematisch einzufangen. Da es hierbei darum geht, möglichst repräsentativ die Meinung des Endkunden einzubeziehen, ist dies mit entsprechendem Aufwand verbunden.

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